Zoom Fatigue: Deshalb machen Online-Meetings müde
Hast du dich schon immer gefragt, warum du bei Online-Meetings so müde wirst? Und dachtest, du seist damit alleine? Die Forschung zeigt: Das ist tatsächlich so. Und sagt dir, warum.

Du kennst das: Du sitzt mal wieder vor dem Bildschirm, mal wieder ein Online-Meeting.
Und irgendwie strengt dich das an.
Aber warum nur? Und was kannst du tun?
Zuerst mal die Theorie.
Online-Meetings strengen tatsächlich mehr an als reale. Auf Dauer können zu viele Online-Meetings sogar der Gesundheit schaden, wie Wissenschaftler*innen der Stanford University in einer Studie herausgefunden haben.
Wir können die anderen nicht riechen und erfühlen
Denn Video-Konferenzen sind zweidimensionale Ereignisse. Wir sehen und hören die anderen, aber wir können sie nicht erfühlen. Nonverbale Impulse und Informationen, die für den Menschen zentral sind in der Beurteilung von Interaktion, werden quasi ausgelöscht.
Das heisst aber nicht, dass das Gehirn nicht trotzdem unterschwellig ständig versucht, die Informationen zusammen zu suchen. Das löst Stress aus. Auch die zeitliche Mini-Verzögerung von Gesehenem und Gehörtem, also das Asynchrone, kumuliert sich zusammen mit Verbindungsschwierigkeiten und Reinreden zu einer anstrengenden Mischung. Deshalb werden wir nicht nur physisch schneller müde, sondern leiden auch eher unter Konzentrationsschwierigkeiten, Ungeduld und Gereiztheit, Kopf- und Rückenschmerzen sowie Glieder- und Magenschmerzen, wie eine Studie der Universität Ludwigshafen festhält.
Der direkte Blickkontakt fehlt - stattdessen beobachten wir uns ständig selbst
Studien haben auch herausgefunden, dass Menschen sich in Videocalls weniger vertrauen und weniger Verständnis füreinander aufbringen können. Auch, weil der direkte Blickkontakt fehlt, da man ja entweder auf den Bildschirm schaut oder direkt in die Kamera. Ein weiterer Stressfaktor ist die erhöhte Selbstaufmerksamkeit: In einer normalen Gruppensituation sehen wir uns nicht selbst, wenn wir sprechen - in einem Video-Call hingegen schon.
Das ist vergleichbar damit, als hätten wir während eines Meetings ständig einen Spiegel in der Hand, in welchem wir checken, wie wir beim Sprechen wirken. Das kann zu erhöhtem sozialem Druck führen und zu negativen Emotionen aufgrund unserer Ansprüche, attraktiv oder angemessen zu wirken. Wir müssen uns also ständig auf uns selbst konzentrieren und auf gleichzeitig potenziell Dutzende weitere Gesichter. Eine Überlastung für unser Gehirn.
Wir sind ständig am Senden - und kognitiv belasteter
Und: Die kognitive Anstrengung ist in einem virtuellen Meeting um einiges höher als in einem realen. Weil wir auf viel mehr Dinge achten müssen: Wir müssen schauen, dass unser Kopf richtig quadriert ist, wir versuchen durch exzessives Lächeln dem anderen zu signalisieren, dass wir ihn verstehen, wir fühlen uns dermassen beobachtet, dass wir uns kaum ein paar Sekunden Wegschauen gönnen, weil das missverstanden werden könnte. Dabei ist es genau dieses "always on", das unsere Konzentration zunichte macht. Und uns schnell dazu verleitet, parallel Emails zu beantworten oder andere Aufgaben abzuarbeiten - weil das Starren in den Bildschirm unauffällig ist.
Wir haben kaum mehr Pausen - und der Blick wandert weniger umher
Dabei braucht der Mensch Pausen. Verschiedenste Impulse auf der emotionalen, körperlichen und geistigen Ebene. Stunden vor dem PC sind nicht per se das Problem, wenn die Zeiten vor dem Bildschirm immer mal wieder von anderen Aufgaben und Aktivitäten unterbrochen werden.
Als die verschiedenen Lebensbereiche noch getrennter waren, war das einfacher: Der Spaziergang mit dem Hund, die Fahrt nach Hause, das Einkaufen am Wochenmarkt, das Spielen mit den Kindern... Sogar der Stau auf der Autobahn ist auf den ersten Blick gottlob vorbei, war für Augen und Körper aber immerhin eine zusätzliche Erfahrung. Dutzende kleine und grosse Dinge in den eigenen vier Wänden und ausserhalb haben eine Balance hineingebracht. Diese müssen wir uns im Home-Office nun bewusster wieder zurück erobern.
Die Bewusstmachung, dass wir uns diese Müdigkeit nicht nur einbilden, sondern, dass sie wirklich real ist, ist ein erster Schritt, um mit den neuen, digitalen Konferenzmöglichkeiten besser umgehen zu können.
Was also tun?
Hier findest du konkrete Tipps, wie du Zoom-Fatigue bekämpfen kannst.