Die rasante Digitalisierung hat uns überrollt, und wir erkennen langsam, dass sie klare Regeln und Grenzen benötigt. In einer Welt voller Fragen und Diskussionspunkte müssen wir sowohl individuell als auch als Gesellschaft darüber verhandeln, wie wir uns im digitalen Raum verständigen wollen. Welche Regeln für anständige und respektvolle Diskussionen sollen gelten? Welche digitalen Räume lassen wir bewusst frei von Technologie? Wie fördern wir Gemeinschaft und technologischen Fortschritt gleichzeitig?
Diese Fragen führen zu einer grundlegenden Überlegung darüber, welche Werte in einem zunehmend digitalen Leben eine Rolle spielen sollen. Die Digitalisierung verlangt von uns, aktiv am Gestaltungsprozess teilzunehmen. Es geht darum, das Digitale nach unseren Sehnsüchten, Werten und Wünschen zu formen, denn das Digitale ist unsere Zukunft. In einer Welt, die bereits jetzt von Entscheidungen im digitalen Raum geprägt wird, müssen wir uns als digitale Bürgerinnen und Bürger verstehen.
Die amerikanische Autorin Tanya Goodwin definiert in ihrem Buch "My Brain Has Too Many Tabs Open" fünf Kernwerte, die uns zu "digital citizens" machen: Menschlichkeit, Authentizität, Kollaboration, kritisches Denken und Freundlichkeit. Diese Werte sind Leitfäden für ein verantwortungsvolles und respektvolles digitales Verhalten. Tim Berners-Lee, der Vater des Internets, plädiert für einen Gesellschaftsvertrag, der das Internet zu einem freien Ort für alle macht. Wir sind dem, was wir nutzen, etwas schuldig: die Übernahme von Verantwortung.
Auch wenn wir nicht alle Probleme geschaffen haben, können wir uns dafür entscheiden, an den Lösungen teilzuhaben. Anonymität, einst als digitale Errungenschaft gefeiert, führt heute zu Hass und Mobbing. Der Mittelweg zwischen Anonymität und totaler Überwachung schützt unsere Würde. Kritisches Denken ist entscheidend, um Fakten von Fiktion zu unterscheiden. Es ist an der Zeit, Aussagen im Internet zu hinterfragen und die Bedeutung von Fakten wiederherzustellen.
Liebe ist das Geheimnis für das Überleben in digitalen Zeiten. Mitgefühl, Vorsicht und Nachsicht sollten unser digitales Handeln leiten. Nettigkeit sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Denke vor dem Posten nach, poste nur, was du auch im realen Leben vertreten würdest. Zeige Haltung und Zivilcourage, und arbeite mit deinen Gefühlen, anstatt impulsiv zu handeln. Um digitale Ressourcen zu schützen, aktualisiere regelmäßig deine Privatsphäre-Einstellungen und Passwörter. Nutze alternative Suchmaschinen, teile dein Wissen und engagiere dich aktiv für eine faire Wissensvermittlung. Hinterfrage Algorithmen und informiere dich über Bias im Technologie-Sektor.
Setze dich im Netz für Gleichheit und gegen Diskriminierung ein. Melde schädigendes Verhalten und respektiere digitales Eigentum. Respektiere die Menschen, die Inhalte erstellen. Die Zukunft ist digital, und es liegt an uns, sie mit Verantwortung, Respekt und Liebe zu gestalten.